Bio-Siegel und ihre Unterschiede

Bio-Siegel und ihre Unterschiede

In Deutschland gibt es mittlerweile über 100 verschiedene Öko-Marken und Bio-Siegel. Da Ich mich im Supermarkt immer wieder frage, wodurch sich die wichtigsten Kennzeichnungen unterscheiden, hier die Ergebnisse meiner ersten Recherche zu diesem Thema.

Was ist ein Bio-Siegel?

Bei der Kennzeichnung „Bio“ oder „Öko“ handelt es sich um EU-weit geschützte Begriffe, die man nicht einfach so auf seine Produkte schreiben darf. Generell ist ein Bio-Siegel daher ein Güte- und Prüfsiegel, mit welchem Erzeugnisse aus ökologischem Landbau gekennzeichnet werden.

Um eines der Bio-Siegel für die eigenen Produkte zu nutzen, muss der Produzent gewisse Standards und Auflagen erfüllen und diese dokumentieren können. Zusätzlich finden regelmäßige Kontrollen statt, je nach Siegel entweder durch die Öko-Kontrollstelle der EU oder zusätzlich durch den entsprechenden Anbauverband des Siegels.

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Deutsches- und europäisches Bio-Siegel

Deutsches Bio-SiegelUm die Kennzeichnung ökologischer Produkte zu vereinheitlichen wurde 2001 in Deutschland das bekannte rechteckige Bio-Siegel eingeführt.

 

EU-Bio-SiegelSeit dem 01.Juli 2010 gibt es ein neues EU-Bio-Siegel in Form eines Blattes, welches europaweit auf allen verpackten Bio-Lebensmittel abgebildet sein muss. Das deutsche Bio-Siegel kann freiwillig zusätzlich verwendet werden, wird aber nach und nach durch das EU-Siegel abgelöst.

Beide Siegel sollen sicher stellen, dass die gekennzeichneten Produkte mindestens den Vorschriften der EG-Öko-Verordnung entsprechen und regelmäßig kontrolliert werden. Sie garantieren also eine „Minimalstandard“ für Bio innerhalb der EU.

 

Die EG-Öko-Verordnung

In der EG-Öko-Verordnung für den ökologischen Landbau wird fortlaufend definiert, welchen Kriterien landwirtschaftliche Erzeugnisse und Lebensmittel entsprechen müssen, damit sie in Europa als „Bio“ oder „Öko-Produkte“ gekennzeichnet werden dürfen.

Hier einige Kriterien:

  • Erzeugnis muss landwirtschaftlichen Ursprungs sein
  • Mindestens 95% der Inhaltsstoffe müssen nach den EG-Richtlinien für den ökologischen Anbau und artgerechte Tierhaltung erzeugt worden sein
  • Es darf höchstens 0,9 % gentechnisch verändertes Material enthalten sein
  • Verzicht auf Geschmacksverstärker, künstliche Aromen und Farbstoffe
  • 47 konventionelle Inhaltsstoffe sind erlaubt  (z.B. auch Nitritpökelsalz)
  • Keine Verwendung von genetisch veränderten Organismen oder auf deren Grundlage hergestellter Erzeugnisse
  • Keine Behandlung mit ionisierenden Strahlen

 

Details der einzelnen Gesetzestexte bzw. Rechtsverordnungen  können beim Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz heruntergeladen werden.

Gehen einem die Vorgaben der EG-Öko-Verordnung nicht weit genug, sollte man auf einen privaten Anbauverband setzen.

 

Bio-Siegel versus privater Anbauverband

Neben den „staatliche“ Bio-Siegeln z.B. für Deutschland oder die EU gibt es private Anbauverbände wie z.B. Demeter, Bioland, Naturland etc.

Die Anbauverbände sind ebenfalls an die EG-Öko-Verordnung gebunden, zeichnen sich aber meistens noch zusätzlich durch erweiterte bzw. strengere Auflagen und Standards, wie einen hundertprozentigen Ökoanbau aus.

Bei vielen Punkten bleibt die EG-Öko-Verordnung aus meiner Sicht eher schwammig oder lässt viel Spielraum, da genauere Definitionen fehlen (z.B. max. Dauer von Tiertransporten).  Die privaten Anbauvereine geben hier zum großen Teil klarere Richtlinien vor, die oft über die Anforderungen der EG-Norm hinausgehen.

Da demeter und Bioland die zwei ältesten und Bioland auch der größte Anbauverband ist,  habe Ich mir diese zwei im Vergleich zur EG-Öko-Verordnung genauer angeschaut.

EU-Bio-Siegel

EG-Öko-Verordnung

biolandBioland

demeterdemeter

95% der Zutaten aus ökologischer Herkunft 100% der Zutaten aus ökologischer Herkunft 100% der Zutaten aus ökologischer Herkunft
Keine Geschmacksverstärker, künstliche Aromen und Farbstoffe.
Ca. 45 Zusatzstoffe zulässig. Positivliste regelt deren Einsatz, aber weniger produktspezifisch wie bei den Verbänden. Erlaubt sind auch Enzyme und Nitritpökelsalz.(Vergleich: in konv. Verarbeitung ca. 350 Zusatzstoffe zulässig)
Keine Geschmacksverstärker, künstliche Aromen und Farbstoffe, Jodierung, Nitritpökelsalz, weitestgehender Verzicht auf Aromastoffe.
Ca. 25 Zusatzstoffe erlaubt. Enzyme sind nur produktspezifisch zugelassen.
Keine Geschmacksverstärker, künstliche Aromen und Farbstoffe, Jodierung, Nitritpökelsalz, keine „unnatürlichen“ Aromen.
Ca. 20 Zusatzstoffe erlaubt. Enzyme sind nicht erlaubt.
Zukauf von mineralischen und organischen Düngern erlaubt. Blut,  Fleisch-, Knochenmehle sind zugelassen. Zukauf von mineralischen und organischen Düngern limitiert. Keine organischen Handelsdünger mit Blut-, Fleisch-, Knochenmehle. Zukauf von mineralischen und organischen Düngern limitiert. Keine organischen Handelsdünger mit Blut-, Fleisch-, Knochenmehle.
Zukauf von Gülle, Jauche und Geflügelmist aus konventioneller flächengebundener Tierhaltung zulässig. Gülle, Jauche, Geflügelmist aus konventioneller Haltung sowie Gärreste aus Biogasanlagen die nur mit konventionellen Fermentationsstoffen betrieben werden, sind verboten. Gülle, Jauche, Geflügelmist aus konventioneller Haltung sowie Gärreste aus Biogasanlagen die nur mit konventionellen Fermentationsstoffen betrieben werden, sind verboten.
230 Legehennen, 580 Masthühner, 14 Mastschweine und 2 Milchkühe pro ha und Jahr 140 Legehennen, 280 Masthühner, 10 Mastschweine und 2 Milchkühe pro ha und Jahr 140 Legehennen, 280 Masthühner, 10 Mastschweine und 2 Milchkühe pro ha und Jahr
Enthornung der Rinder zulässig. Enthornung der Rinder zulässig. Enthornung nicht zulässig.
Tiertransporte sollen mit wenig Stress einhergehen. Tiere dürfen weder mit Stromstößen getrieben werden noch mit allopathischen Beruhigungsmitteln behandelt werden. Tiertransporte sollen mit wenig Stress sowie keinem unnötigen Leiden einhergehen. Tiere dürfen weder mit Stromstößen getrieben werden noch mit allopathischen Beruhigungsmitteln behandelt werden. Kurze Transportwege sowie der Transport von Schlachtkörpern sind anzustreben. Max. Transport jedoch nur 4 Stunden und max. 200 km Entfernung. Tiertransporte sollen mit wenig Stress sowie keinem unnötigen Leiden einhergehen. Tiere dürfen weder mit Stromstößen getrieben werden noch mit allopathischen Beruhigungsmitteln behandelt werden. Kurze Transportwege sowie der Transport von Schlachtkörpern sind anzustreben. Max. Entfernung nur 200 km.
Futter muss nicht vom eigenen Hof stammen, der Mischfutter-Zukauf ist nicht geregelt und bei nicht Verfügbarkeit ökologischen Futters sind 80 konventionelle Produkte erlaubt. Der Höchstanteil an konventionellem Futtermittel beträgt bei Schweinen und Geflügel max. 10 %, bei Rindern, Ziegen und Schafen 0%. Mind. 50% des Futters vom eigenen Hof. Mischfutter darf nur von zugelassenen Anbietern gekauft werden. Mind. 50% des Futters vom eigenen Hof. Mind. 50% pro Tag Demeter-Futter. Mischfutter darf nur von zugelassenen Abietern und nur in Bio-Qualität gekauft werden. Kompromißlos 100 % Biofutter für alle Tierarten. Angestrebt wird 100 % Futter aus biologisch-dynamischer Erzeugung. Auch konventionelle Futtermittelkomponenten in anerkanntem Öko- Mischfutter sind bei allen Tierarten verboten.

Quelle: Verein zur Förderung der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise e.V.

Wer sich auch noch für weitere Details anderer Anbauverbände interessiert, findet in diesem PDF vom Oekoblog, auf das Ich bei meiner Recherche gestossen bin, vielleicht noch ein paar Antworten.

 

Ist Neuland Bio-Fleisch?

Neuland-Betriebe produzieren und verkaufen kein Bio-Fleisch. Fleisch mit dem „Neuland“-Siegel garantiert eine besonders artgerechte Tierhaltung. Die Tiere dürfen nur mit heimischem Futter gefüttert werden, Fisch- oder Tiermehl und gentechnisch veränderte Futtermittel sowie Leistungsförderer wie Antibiotika sind verboten. Anders als bei Bio-Betrieben ist ökologisch angebautes Futter aber nicht vorgeschrieben – der Schwerpunkt liegt bei Neuland auf der artgerechten Haltung der Tiere.

 

Mein Fazit:

Das deutsche bzw. europäische Bio-Siegel garantiert ein „Mindestmaß“ an Bio-Standards und ist der konventionellen Lebensmittelherstellung und Massentierhaltung aus meiner Sicht deutlich vorzuziehen.

Reicht einem dieses Mindestmaß aber nicht aus, sollte man auf private Anbauvereine setzen.

Bioland und Demeter bieten beide höhere Standards als die EG-Öko-Verordnung. Die aus meiner Sicht gravierendsten Unterschiede finden sich bei zulässigen und verbotenen Inhaltsstoffen, dem Düngemitteleinsatz, der Tierhaltung (Umgang, Versorgung, Anzahl pro Fläche) und dem Tierfutter.

Demeter ist im direkten Vergleich der Verband mit den strengsten Richtlinien und verfolgt zusätzlich einen ganzheitlichen ökologischen Ansatz. Grundlage des Anbaus der Demeter-Landwirte bildet das „biologisch-dynamische Prinzip“, das von Rudolf Steiner entwickelt wurde.  Tiere müssen z. B. nicht nur art-, sondern auch wesensgerecht gehalten werden (Enthornung von Rindern ist nicht zulässig).  Auch bei Futter-, Dünge- und Pestizidmitteleinsatz geben sie die strengsten Regeln vor.

Besonders bei tierischen Produkten versuche Ich daher so oft es geht zu Demeter-Produkten zu greifen.

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Was ist Eure Meinung zu diesem Thema?

 

3 Antworten
  1. Max

    „Besonders bei tierischen Produkten versuche Ich daher so oft es geht zu Demeter-Produkten zu greifen.“

    Ich fände es cooler, wenn du ganz auf tierische Produkte verzichten würdest. Tiere leben nicht, damit wir sie essen, ihren Nachwuchs (Eier etc.) wegnehmen!

    Beschäftige dich damit! Konsum hat nicht nur etwas mit „Lifestyle“ und Gesundheit zu tun, sondern auch mit Verantwortung.

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